23. Recha – Es gibt kein Belarus

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Das Musikvideo “Няма Беларусі / Njama Belarusi” (deutsch: “Es gibt kein Belarus”) der Minsker Band “Рэха / Recha” (bedeutet “Echo”; das “ch” wird hier als “Ach“-Laut ausgesprochen, also nicht “Retscha” lesen) wurde in der Region um die Stadt Pastawy aufgenommen, einer ländlich geprägten Landschaft im Nordwesten der Republik, unweit der Grenze zu Litauen. In diesen Gegenden hält sich der alltägliche Gebrauch der belarussischen Sprache auf einem überdurchschnittlich hohen Niveau – anders als im Rest der Republik, wo das Russische dominiert.

Der belarussischsprachige Songtext sowie die Filmaufnahmen stellen Alltag und Geselligkeit dar, wie sie in der Provinz gelebt werden. Die Gesamtheit der Komposition widerspiegelt das komplexe Verhältnis der Bürgerinnen und Bürger der Republik zur national(sprachlich)en Zugehörigkeit, das sich zwischen Faszination und Ablehnung bewegt und beide Extremen oft auf eine kuriose Weise miteinander verflechtet. Der Bandleader und Sänger Andrej Takindang (dessen Mutter aus Belarus und dessen Vater aus dem Tschad stammen) stellt im Refrain zwei miteinander konkurrierende Slogans gegenüber und schlägt eine individuelle und simple Lösung des Dilemmas vor: „Es gibt kein Belarus! Es lebe Belarus! Den eigenen Weg wählst Du“.

Einleitung: Konrad Hierasimowicz
 

Es gibt kein Belarus

Es gibt kein Belarus, es gibt nur die Leute,
Namen und Augen, die roten Muster,
Kreuze auf Handtüchern, Städte und Dörfer
Es gibt kein Belarus.

Heiliger und Schuft essen zusammen Brot
In den Parks und auf den Plätzen.
Die grünen Panzer warten auf die Befehle
Es gibt kein Belarus.

Schreit ein Kind, wird es getröstet
Vater und Mutter: „aj-luli-luli“
Es schreit ein Kind, es gibt kein Belarus.
Es gibt kein Belarus.
Es gibt kein Belarus.
Es gibt kein Belarus.

Refrain:
Es gibt kein Belarus – es lebe Belarus!
Sture Jugendliche rufen den Frühling.
Es gibt kein Belarus – es lebe Belarus!
Es lächelt und weint ein Mensch, der an nichts mehr glaubt

Es gibt kein Belarus – es lebe Belarus!
Du wählst selbst den eigenen Weg.
Es gibt kein Belarus – es lebe Belarus!
Es lebe Belarus (9 x)!

Eine Hausfrau ist wehmütig und hat Liebeskummer
Parade und Märsche auf den Radiowellen
So vergibst und verziehst Du, dass der Feind weinen wird
Und auf der anderen Seite werdet ihr Freunde.

Die haarige Zunge ist schmutzig vom Fluch
Der Arme verdirbt es sich selbst mit Schimpfworten.
Der glücklose Mensch feiert und weint,
Ein Bettler erpresst kein Brot sondern Geld

Mit der Peitsche schlägt Dich die Macht,
Du zweigst aber das Dieselöl auf der Arbeit ab,
Auf dem Feld fährst Du langsam den einzigen Traktor
Die Frau zeigt dir schnell ihren wahren Charakter

Heiliger und Schuft essen zusammen Brot,
Im Haus, mit einem grauen Dach bedeckt.
„Erwache aus dem Traum, Du belarussisches Volk“, —
So schluchzt der Dichter, aber ist es sinnlos
Es gibt kein Belarus (2 x)!

Refrain:
Es gibt kein Belarus – es lebe Belarus!
Sture Jugendliche rufen den Frühling.
Es gibt kein Belarus – es lebe Belarus!
Es lächelt und weint ein Mensch, der an nichts mehr glaubt

Es gibt kein Belarus – es lebe Belarus!
Du wählst selbst den eigenen Weg
Es gibt kein Belarus – es lebe Belarus!
Es lebe Belarus (7 x)!